Nach dem Studium einen Job annehmen, höchstmögliches Gehalt, beste Aufstiegschancen und dazu noch prestigereich. Klingt gut nicht? Warum mir das nicht zusagt und wie das mit dem Titelbild zusammenhängt möchte ich euch nun erzählen.

Dieses Foto ist aus meinem Auslandsaufenthalt in Indien und dient in erster Linie zum Angeben (aufgenommen vom Vagabunden Josua). Aber eine Verbindung zur Thematik gibt es trotzdem. Wie man hoffentlich erkennen kann bestehen die Hügel im Hintergrund aus vielen Steinen. Mal größere, mal kleiner, aber letzten Endes sind Sie eins, und zwar Ansammlungen von Steinen. Einige Hügel bestehen aus mehr Steinen als anderen, wodurch diese höher oder breiter ist. Je weiter wir nach hinten gehen, desto unklarer werden die Hügel, da sie vom Nebel umgeben sind. Würde ich auf der anderen Seite der Hügellandschaft stehen, dann wären die Berge die nun in Nebel gehüllt sind klar und die anderen verblasst. Alles eine Frage der Perspektive.

Für mich sind die Berge, Steine und Ebenen eine Analogie zu Unternehmen, Abteilungen und Branchen. Alles eine Ansammlung von Menschen die individuelle Ziele verfolgen. Je aus der Perspektive ist ein anderer Hügel oder Stein attraktiver. Wie sagt man so schön „it depends“. Der eine mag ein Manager sein und der andere ein Monteur, letzten Endes ist aber jeder ein wichtiger Bestandteil des Unternehmens. Und jetzt kommt der Knackpunkt – WARUM?
Frag die meisten Mitarbeiter WARUM sie in genau diesem Unternehmen beschäftigt sind. Die Entscheidungen sind meistens durch Manipulation bestimmt. Ein höheres Gehalt, bessere Aufstiegschancen, ein besseres Ansehen ist meist der Grund (wie viele antworten werden). An dieser Stelle die Frage: „Was glaubt ihr tut der Mitarbeiter, wenn er mehr Gehalt oder bessere Aufstiegschancen in einem anderem Unternehmen geboten bekommt…?“ Exakt Er wechselt. Genauso wie ich den Käse bei Lidl kaufen, wenn er im Angebot ist, obwohl ich ihn normalerweise bei Aldi erwerbe.
Liebe Unternehmen, wenn ihr in euren Jobanzeigen nach reinen Skills fragt, mögt ihr auf kurze Sicht einen Mitarbeiter erhalten, der die Aufgabe zufriedenstellend erledigen kann (Für so etwas gibt es aber ein Modell das Leiharbeit genannt wird). Um eine nachhaltige Mitarbeiterplanung zu betreiben, sollte der Fokus jedoch auf Loyale Mitarbeiter gelegt werden. Vielleicht hat dieser mit 24 keinen PhD und 15 Jahre Berufserfahrung, aber je länger er in eurem Unternehmen bleibt, desto profitabler für beide Seiten.
Wie bekommt man also loyale Mitarbeiter? Wenn Sie mich fragen, geht es darum die gleiche Philosophie zu haben. Ein Beispiel:
Vor kurzem war ich in Indien und habe dort in Ahmedabad eine große Moschee besucht.
Hätten Sie damals einen der nicht-muslimischen Arbeiter gefragt wie sein Job ist, so hätte er vermutlich geantwortet:

„Weißt du, es ist echt ein Knochenjob. Steine schleppen in der Hitze ist wirklich kräftezehrend. Ich falle abends erschöpft ins Bett und ab und zu komme ich morgens schwer aus dem Bett. Außerdem weiß ich gar nicht, ob diese Moschee zu meinen Lebzeiten noch fertiggestellt wird. Die Bezahlung ist gut und ich kann meine Familie ausreichend ernähren. Es gibt schlimmere Jobs.“
Glaubt ihr diese Person würde weiter arbeiten, wenn Sie einen Job mit einem höherem Gehalt geboten bekäme? Sie ist nur Loyal der Bezahlung gegenüber, nicht aber der Sache oder dem Job.
Nun Fragen wir eine zweite Person, die muslimischen Glaubens ist:
„Weißt du, es ist echt ein Knochenjob. Steine schleppen in der Hitze ist wirklich kräftezehrend. Ich falle abends erschöpft ins Bett und ab und zu komme ich morgens schwer aus dem Bett. Aber Alhamdullilah ich baue an einer Moschee. Sie wird den Muslimen eine Gebets- und eine Versammlungsstätte sein. Ich weiß zwar nicht, ob diese Moschee zu meinen Lebzeiten noch fertig gestellt wird, aber Alhamdullilah ich baue eine Moschee. Außerdem kann ich meine Familie ernähren.“
Gleiche Frage, würde diese Person einen Job mit einem höheren Gehalt annehmen…?

Genau das ist es was ich meine, wenn ich von Loyalität spreche. Wenn ich mich bei einem Unternehmen bewerbe möchte ich auch ihre Philosophie kennen. Eine der Firmen die ihre Philosophie ganz klar kommuniziert ist Apple. Sie würde ungefähr lauten: „Wir fordern immer den Status-Quo heraus. Wir wollen Branchen mit unserer Denkweise in neue Bahnen lenken. Wenn du das auch willst, bewirb dich bei uns.“
Und jetzt eine zufällige Jobanzeige aus dem Internet:


Diesen Aufgaben stellen Sie sich gerne:
-Als Hardwareentwickler entwickeln Sie digitale Baugruppen für optronische Systeme
-Sie erstellen Stromlaufpläne, Fertigungsunterlagen und Leiterplattenlayouts
-Außerdem begleiten Sie die Entwicklung vom Aufbau und Test des Prototypen bis hin zum Serienlauf
-Sie sind zuständig für die Abnahme und Erprobung beim Kunden
-Darüber hinaus unterstützen Sie die Weiterentwicklung bestehender Baugruppen
Das zeichnet Sie aus:
– Sie sind Ingenieur (Bachelor, Master, Diplom) mit dem Schwerpunkt Elektrotechnik, Elektronik, Nachrichtentechnik oder vergleichbarer Fachrichtung
-Sie bringen bereits Praxiserfahrung im Bereich der Hardwareentwicklung, Elektrotechnik und Messtechnik mit sowie gute Kenntnisse im PCB-Design mit gängigen Platinenlayout-Systemen (z.B. Altium-Designer oder Orcad)
-Idealerweise verfügen Sie über Grundkenntnisse der elektromagnetischen Verträglichkeit (EMV)
Wir bieten Ihnen:
-Mitarbeiterevents
-Unbefristeten Arbeitsvertrag
-Soziales Engagement
-Corporate Benefits

Die Tätigkeit ist hier super aufgeführt, aber WARUM leider absolut nicht. Keine Persönlichkeit nur Fakten und Distanz, weshalb ich auch die Farbe Grau gewählt habe.

Wieder zurück zum Titelbild. Seht Ihr die Menge an Steinen die sich kaum Unterscheiden, nur in den Ansammlungen sind Unterschiede erkennbar?
Hunderte von Jobmöglichkeiten. Sich wiederholende Begriffe. Alle gleich aufgebaut, nur faktenbasiert. Was für die Personaler genauso gilt. Immer die gleichen Bewerbungen. Im gleichen Format, versuchend jede Praxiserfahrung als Nobelpreis zu verpacken.
Es stellt für mich keine Hürde dar, die Spielregeln zu adaptieren und mich auf gewohnte Weise zu bewerben.
Aber ehrlich gesagt kann ich nicht in einem Interview sitzen und die mir gegenübersitzende Person anlügen. Fakt ist für mich, wenn ich nicht an das glaube,woran ein Unternehmen glaubt, werde ich nicht Lügen und sagen:
„Ich werde Ihnen auch in 5 Jahren noch erhalten bleiben.“
Wer sich also loyale Mitarbeiter, Freunde oder sonstige Kontakte wünscht, sollte einen gemeinsamen „Glauben“ sicherstellen.

Ich mag in ein paar Jahren eine andere Auffassung haben, aber wer ist denn schon ausgelernt 😀 ?