Nassim Agrebi

Elektrotechnik and more

Indien (1)

Wieder sitze ich mit meinem Laptop auf dem Fußboden meines kleinen Zimmers. Auf der Matratze die schon nach einem Tag durchgelegen war. Die Grasgrün lackierte Falle erinnert an ein Feldbett aus vergangenen Epochen. Ich lehne mich, mit einem Kissen hinter meinen Rücken geklemmt, an die schon verwohnte Wand. Den Lärm des Ventilators, der heute nur auf Stufe drei rotiert, entzieht sich meiner Wahrnehmung. Ich bin in Indien, zwar nur ein Semester, aber angekommen – das definitiv. Die Zeit gerade hatte ich eigentlich für das Layout meines IC’s eingeräumt, aber wie hier nicht unüblich sind die Server nicht erreichbar. Das kann an einen der regelmäßigen Stromausfälle, einer Laune entspringenden Wartung oder an einen der vielen Feiertage liegen. Wie auch immer, da hilft nur Warten. Mein Blick wandert nach rechts, ich sehe meine Wäsche und bin glücklich. Welcher Erwachsene freut sich denn über das Sehen seiner Wäsche? Jeder dessen Fenster mit Eisengittern versehen ist, als Schutz vor Angreifern. Gangs, die mit solch einer Selbstverständlichkeit kriminellen Druck ausüben, dass es schon grotesk ist. Dabei werden selbst Frauen und Kinder in die Machenschaften einbezogen und Verwüstung hinterlassen, wo residiert wurde. Die regierenden Obrigkeiten schauen nur weg und so sind es oft Ausländer die aus mangelnden Kenntnissen der Machtverhältnisse die leidtragenden sind. Erst gestern gab es wieder einen überfallartigen Ansturm auf unser Hostel, bei dem ich mein Eigentum mit Waffengewalt verteidigen musste.

Es sind Affen! Diese kleinen haarigen Kletter-Fanatiker, die in jungen Jahren durch Ihre Segelohren eine gewisse Liebenswertigkeit erwecken. Doch mich täuscht keiner! Auf Ihren Streifzügen nach Essen und Vergnügen klauen sie Wäsche, brechen durch die Gitter in Wohnräume ein und verlassen das Hostel erst, nachdem es vollkommen zugekotet ist. Widerlich, wie sich der Gestank bei 30°C und einer gefühlten Luftfeuchtigkeit von 150% flächendeckend ausbreitet. Nachdem ich sah, wie sie unseren Waschraum demoliert haben, erschloss sich mir die Lösung zu einem Mysterium. Vor einigen Wochen fielen mir immer wieder komische Dinge in der Dusche auf. Etwa ein Amazon Prime Paket oder Haare an der Decke. Anfänglich hatte ich mich mit „skurilen-inter-cross-culture-Erfahrungen“ abgefunden, aber wenn eine Mutter Ihr Baby durch die Gitterstäbe schiebt, um die Tür von innen zu öffnen ist wahrlich alles möglich.
Im Koran gibt es einen Vers, dessen Übersetzung sinngemäß wie folgt lautet:
Sag: Wenn das Meer Tinte für die Worte meines Herrn wäre, würde das Meer wahrlich zu Ende gehen, bevor die Worte meines Herrn zu Ende gingen, auch wenn Wir als Nachschub noch einmal seinesgleichen hinzubrächten.
Und ehrlich gesagt habe ich das gleiche Gefühl mit den Affengeschichten.

Die Server sind also ausgefallen. Das existente Problem mit der Zeit hier ist die „Unplanbarkeit“. Was ich in Deutschland plane, dass passiert auch so. Wenn ich etwas in Indien plane, passiert alles, nur nicht was ich geplant habe. Aus einem fest einkalkuliertem Mittagsschläfchen wird nichts, wenn es plötzlich an deiner Tür zu einer Essenseinladung kommt. Kommt es zu dem seltenen Ereignis Motivation für Sportaktivitäten aufzubringen, lädt der Professor urplötzlich eine Hausaufgabe hoch. Möchtest du in deinem Zimmer lernen, sitzt entweder eine Katze vor deiner Tür und Miaut, draußen gehen Gang-Fights zwischen den Hunden ab, oder das Internet verschwindet. Nach jedem Nachmittagsgebet wird Tee trinken gegangen, egal wie beschäftigt du bist. Kommt raus, dass du dich mit Elektronik auskennst, hast du alles nur keine Freizeit. Gefühlt jeder Student, ob Ph.D. oder B.Sc. hat ein Problem mit seinem OpAmp( Beitrag kommt noch dazu). Abgesehen davon, dass jeder nach Deutschland will und mich nach der RWTH Aachen oder TU München ausfragt (ich habe bis auf den Namen kein Wissen), verquatscht man gerne seine Zeit. Auf dem Campus leben die Studenten ohne Ihre Familien, wodurch Sie eine eigene bilden. All diese Dinge fressen ungeahnt viel Zeit, sie machen das Leben jedoch Lebenswerter.

Dies war mein Erster von vielen unstrukturierten, mit Rechtschreibfehlern behafteten Beiträgen, aufgrund des IC-Server-Ausfalls 😀 .

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